Donnerstag, 10. November 2011

Reaktivierung

Lange, ja sehr lange Zeit hat sich auf diesem Blog nichts mehr getan.

Es war gewiss nicht mein einziger Blog (gleichnamiger auf wordpress.com), was zunächst zu einer Doppelspurigkeit führte, wobei ich den anderen vorziehen begann.
Dann kam noch mein eigentliches Hobby : die Fotografie.



Es kam ein eigens erstellter Fotografie-Bog hinzu und vor Allem : nebst der Arbeit widmete ich meine verfügbare Zeit beinahe ganz diesem Hobby. Denn lange Jahre schlief dieses Hobby, war es doch über 10 jahre lang meine freizeitliche Hauptbeschäftigung derer ich zu Beginn der 2000er jahre plötzlich müde wurde. Anfänglich begleitete ich so manche Personen in den Einstieg in die Fotografie, bis ich plötzlich wieder selber zu einer meiner beiden übrig gebliebenen Kamera griff.
Und in der Fotografie hatte sich sehr viel getan und hatte vor, dem nachzutun. Doch realisierte ich, wie ich der analogen Technik behaftet bin. Das Medium Film aber auch die Geräte. Und nebst dem fotografieren selber, hat sich eine zweite fotografische Betätigung erschlossen.
Das sammlen von Kameras. Bestimmt nicht gerade musuemswürdig, doch mei nFaible für ausgefallene Konstruktionen hat mir so manche grandiose rsp besonders gelungene Kamera beschert.




Nun gut, Fotografie ist in diesem Blog nicht das (hauptsächliche) Thema.
Geistig war wähend all dieser Zeit jedoch nicht untätig. Gelesen und debattiert hatte ich viel. Nur etwas weniger über's Internet.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Der argumentative Absolutismus

"Argumentativer Absolutismus" bezieht sich auf die Rhetorik. Auf die alltäglich angewandte Rhetorik in Debatten, in Diskussionen.

Wird etwa über schreckliche Ereignisse gesprochen, so werden stets die allerschlimmsten genannt. Wird über Religion gesprochen, so werden die größten Konfessionen genannt und die extremsten Positionen.

Und selbst am Cern geht es darum ob nun die kleinsten Bauteile der Materie materiell substanziell sind. Oder eben nicht. Ja oder nein.

Etwas ist wahr oder falsch - die Wahrheit kennt schließlich kein Pardon, es gibt keine Alternative zu ihr.

Eine Aussage ist entweder wahr oder sie ist falsch - am Ende kann es nur "ja" oder "nein" geben!

So kann dann weiterführend etwas ja nur entweder "gut" oder "schlecht" sein. Bestenfalls noch "neutral", da eventuell irrelevant, belanglos.

Hatte Lacan also doch recht?

Wie sehr widerspiegelt die angewandte Rhetorik, die Artikulation das Denken eines Menschen?

Oder haben wir heute schlichtweg keine Zeit mehr um zu differenzieren? Mh, in einer "Informationsgesellschaft", in der "Kommunikationsgesellschaft"? Ausgerechnet . . ?

Es ist ja schon paradox : ausgerechnet wir Menschen müssen uns die Wahrheit denken. Es reicht uns nicht, einfach wahrzunehmen. "Darüber sind wir hinaus", so könnte man sagen. Was uns unsere Vorstellungskraft Gewinn ist, so wird sie uns auch zum Verhängnis. Denn wir haben eine Vorstellung über Wahrheit, über Realität. Dieses "uns die Wahrheit denken" heißt auch, dass wir nie eine holistische Sicht über die Wahrheit gewinnen können. Sie bleibt für uns perspektivisch.

Und so vergessen wir leicht einmal, warum wir überhaupt über Gewissheit von Wahrheit verfügen wollen. Weil wir nämlich danach gefragt haben . . .

Tut jemand Sachverhalte kund und kann ihm später jemand anders darauf argumentativ kontern, ihm den "Fund von Wahrheit" entreißen, so ist das eine Kränkung. Ja, niemand will unrecht haben.

Da hat es die Kunst ein wenig besser. Mag auch sie längst vom Idealismus in der Unterscheidung zwischen ""richtig" und "falsch" durchtränkt sein - essentiell geht ihr nach wie vor um's Verständnis über die Dinge. Sichtweisen und Perspektiven sind ihr Metier. Man kann etwas nicht "wahrer" oder "falscher" malen. Es sind verknüpfte Assoziationen, welche uns ein Bild sympathischer oder unsympathischer wirken lässt.

Dies erinnert mich auch an Abrahams Maslow's Eingangsthematik zu seinem Werk "Motivation und Persönlichkeit". Worin er schrieb, dass selbst naturwissenschaftliches Forschen motiviert ist. Vom einzelnen Individuum welches forscht, versteht sich.

Wahrheit ist also nicht einfach da. Wir wollen sie wissen, streben danach über sie zu verfügen.

Die Beschränkung auf "argumentativen Absolutismus" behindert Wahrheitsfindung jedoch! Denn er lässt Varianten aus, ignoriert Abweichungen und Abzweigungen.

Pragmatisch ist er nicht, und die Ordnung ist nur vermeintlich, das Chaos keinesfalls gebannt. Im Gegenteil, solch angewandte Argumentation lediglich Verzweiflung; gründend auf der Angst, die bisher gewonnene Übersicht  verlieren zu können.

Denn wir fragen weiter und das gefährdet die bisher gewonnenen Gewissheiten.  Der Mensch, derjenige der sein Chaos selber schafft . . .

Eine Art anthropologische Neurose, dieser "argumentative Absolutismus".

Mittwoch, 7. Januar 2009

Desaster in Nahost

Seit gut einer Woche interveniert Israel militärisch in Gaza. Ein Krieg in einem Land, dessen völkerrechtlicher Status nicht mal geklärt ist. Eine hochgerüstete, moderne Armee gegen eine Autonomieverwaltung.

Das Kräfteverhältnis ist das eine und scheint angesichts der sogenannten "menschlichen Kollateralschäden" klar zu sein. Ist es das wirklich?

Das primäre Ziel könnte mit dieser massiven Militäraktion gut erreicht werden - das Ende des Beschusses aus Gaza. Doch ob das langfristige Ziel (Frieden) damit erreicht werden kann, ist stark zu bezweiflen. Wir (und auch die israelische Führung) wissen nur zu gut, dass dieser Krieg nur weiteren Hass auf Israel schüren wird.

Aber Israel steht mit diesem Problem alleine da. Die Welt möchte sich in diesem heiklen Gebiet nicht die Hände schmutzig machen. Dafür sind die politischen Zusammenhänge im nahen Osten viel zu verworren.

Gleichzeitig muss Israel jedoch reagieren. Dies haben sie nun getan. Ein Nachbar der Unabhängigkeit, einen eigenen Staat will, den Nachbar jedoch täglich mit Raketen beschießt, eine Regierung welche sogar zum großen Teil das Existenzrecht des Nachbarn abspricht.

Der Krieg selber ist ein Desaster. Auch hier zeigt sich wieder einmal mehr, dass militärische Überlegenheit den psychologischen/soziologischen Faktoren unterliegt.

Palästinensische Kämpfer welche sich in Häuser verschanzen - aus ihnen heraus schiessen - in denen sich gleichzeitig Frauen und Kinder aufhalten.

Menschliche Schutzschilder sind eine besonders perfide Taktik in der Psychologie eines Krieges. Und während einem solchen Gefecht ist wohl allen Beteiligten klar, was auf ihre Situation folgen wird. Ein Desaster.

Tote Zivilisten sind Gift für Israel im Ansehen vor der Weltgemeinschaft. Und eine Bestätigung für alle jene, welche sich die Hände nicht schmutzig machen wollten. So ist es einfach, Israel anzuklagen. Und dennoch ist man froh um Israel, welches geopolitisch die westliche Festung zur arabischen Welt hin darstellt.

Entführen somalische Piraten westliche Transportschiffe, so rufen die verschiedenen Nationen nach militärischem Schutz und ggf Vergeltung. Und selbst eine Binnennation wie die Schweiz ist bereit, Soldaten in hohe Gewässer zu senden. Soldaten ohne jegliche Ausbildung auf See.

Die militärische Technologie ist trügerisch. Der anarchische Terrorismus lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad lokalisieren. Und er profitiert geradezu von der technischen Übermacht. Denn er ist moralisch im Vorteil. Armut ist das Hauptargument, und dieses ist das verheendste.

Es wundert keineswegs, dass der anarchische Terrorismus auf der Welt zunimmt. In auffällig vielen Gebieten die als Kriesenherde bezeichnet werden, ist die Armut strukturiert. Mangel nach Nahrung und nach Infrastruktur wird beklagt, doch einen Mangel an Waffen herrscht in solchen Gebieten nicht. Dies gilt insbesondere für den nahen Osten, für Palästina. So muss man sich fragen, wer bezahlt und organisiert diese Waffen? Und warum? Und weshalb werden diese Waffen angenommen, wo man doch ambivalenterweise Frieden möchte?

So dient Armut leider zu oft der reinen Rhetorik!

Der Selbstbetrug Menschen in diesen Gebieten besteht aus Partisanen-Romantik.

Geht es den Beteiligten tatsächlich um Frieden oder um die Bewahrung der eigenen Lebensweise?

Frieden zu wollen, gegen Armut zu sein, das sind die schlagkräftigsten rhetorischen Argumente. Änderung einer eigenen Lebensweise kann - so absurd wie es klingen mag - kann auch Verlust an Identität bedeuten.

Und je mehr man die Rhetorik solcher Klagenden auf vordergründiger Ebene - wie etwa Krieg - bestätigt, umso mehr gibt man ihr Nahrung um fortzubestehen!

Der nahe Osten ist ein einziges Dilemma. Und die ganze Welt schaut zu, wie dieses Dilemma weitergeführt wird. Man empört sich ab den Bildern flüchtender, verletzter und toten Zivilisten. Doch dass eben auch diese Zivilisten nicht imstande sind, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen, wird kaum erwähnt. Die Opferrolle ist ihnen gewiss. Sie mögen auch Opfer sein, in einer Gesellschaft die Opfer sein will. Um sich vor Verantwortung zu drücken, eine Verantwortung, welche ihre Identität neu definieren würde. Nicht weniger Opfer werden die sein, welche ihr Leben lang von Alpträumen geplagt werden. Die, welche im Namen eines hierarchischen Befehls auf unbewaffnete Zivilisten schossen und sich so ihrer tiefsten Moralität beraubten. Opfer werden auch die sein, welche all die Rhetorik des Hasses erben werden.

Hier tun sich auf beiden Seiten Abgründe auf. Diese Abgründe sind die wahren "Kollateralschaden"!

Allmählich muss man sich fragen, weshalb diesem Konflikt nicht entschlossen Einhalt geboten wird. Ein kleiner Flecken Erde und die strukturellen sowie kulturellen Verhältnisse sind klar. Israel als "westliche Festung zur arabischen Welt hin", das würde wohl kein Staatspolitiker so definieren, würde sich hüten vor einer solchen Aussage. Fundamentale christliche Erweckungsgläubige, die den Islam als ihr größten Feind betrachten, stehen wohl noch am ehesten zu dieser Auffassung; aber an den Menschen in Israel liegt ihnen nichts, ihr Ziel ist die eigene religiöse Expansion. Das "Pulverfass Naher Osten", ist es wirklich auch ein globales Pulverfass, oder eben doch lediglich auf die Region beschränkt? Dies lässt den vordergründig absurden Verdacht aufkommen, das "Pulverfass naher Osten" diene sogar zur globalen Stabilität!

Ein Konflikt der in Kauf genommen wird, um die globalen politischen Verhältnisse nicht ins Wanken zu bringen, sie nicht offen zu legen.

Die Interessewahrung welche jeweils auf politisch öffentlicher Bühne geäußert werden, lenken nur von der Tatsache der globalen Verknüpfungen ab. Die Staaten sind voneinander abhängig. In diesen gegenseitigen Abhängigkeiten wird der jeweils eigene Handlungsspielraum immer enger. Konflikte die möglichst außerhalb des eigenen Territoriums stattfinden, dienen dann am Schluss zur innenpolitischen Rechtfertigung, zur Legitimation des eigenen Handelns. Die Rhetorik das Werkzeug dafür.

Frieden macht vor der Unmittelbarkeit halt. Kulturelle Lebensweise, Stellung in der Gesellschaft, Motivationen, Interessen, Komfort, die eigene Unversehrtheit. Viel mehr ist Frieden für das Individuum nicht. Frieden ist kein altruistisches Bedürfnis. Aber erst dieses Eingeständnis lässt innehalten. Lässt erahnen, dass Opfer und Täter in der selben Person stecken können. Denn der Täter legitimiert sich rhetorisch als Opfer und das Opfer greift zu den Mitteln des Täter's um sich zu bewahren.

"freedom is just another word for nothing left to loose" j.joplin/k.kristofferson

Freitag, 12. Dezember 2008

Geld & Macht = Antrieb?

Menschen streben nach Macht, wollen Geld. Gier und Machtstreben sind die zentralsten Schlagworte misanthropischer Erklärungsversuche.

Insbesondere dann, wenn es um einzelne Protagonisten oder Institutionen handelt.

Doch, Geld und Macht sind keine psychologischen Motivationen.

Sind sie angestrebte Ziele? Denn das was man als Ziel ausmacht, kann man oft mit Motivation gleichsetzen. Meint man.

Doch die Psychologie erwies immer wieder, dass dies ein Trugschluss sein kann.

Macht und Geld sind viel eher Mittel. Und natürlich besitzen beide existenzielle Bedeutung.

Gier nach Geld kann sehr unterschiedlich sein. Im einen Extrem gibt Jemand seiner SparNeurose nach, im anderen dient Geld als Mittel, seinen Geltungsdrang zu befriedigen. "Extrem" meint schlussendlich das kaum mehr übertreffbare Ausmaß. Und diese beide genannten Gründe, möglichst viel Geld zu besitzen, sind lediglich zwei von vielen.

Entsprechend verhält es sich mit Macht. Ja, auch da kann Geltungsdrang genannt werden. Und bei Manchen könnte für Machtstreben bestimmt auch eine ins Gegenteil verkehrte, verdrängte Konformität als Motivation ausgemacht werden. Einer von duzenden möglichen Motivationen.

Nicht zu vergessen : "Motivation" meint hier nicht die positiv gewertete Antriebskraft. Nein, den Ursprung des jeweiligen Verhaltens und Handelns eines Menschen.

Stellte sich also heraus, das ein bestimmter Mensch auffällig nach Macht strebt oder verbissen Geld anhäuft, so lässt dies alleine noch nicht auf dessen Motivation schließen.

Donnerstag, 27. November 2008

Individualität versus Individualität

Der Titel klingt gewiss seltsam. Gleiches gegeneinander zu stellen klingt nach Ambivalenz, nach einem Paradoxon.

Die Individualität ist uns Menschen ein angestrebtes Ziel, ein zu bewahrender Zustand, dessen Verlust einem Verlust eigener Persönlichkeit gleichkommen scheint.

Individualität gleich Persönlichkeit?

Zumindest so haben wir uns dies verinnerlicht und bereits diese Frage wirkt befremdlich.

Fest steht : jeweils eigene Bedürfnisse erklären wir rhetorisch mittels der Individualität. Quasi :  "weil ich ein Individuum bin, so steht mir dieses oder jenes Recht zu (für meine Bedürfnisse einzustehen und sie zu äussern)".

Doch kann sich das einzelne Individuum aus sich selbst heraus legitimieren? Sich überhaupt als Individuum betrachten? Braucht es dazu nicht viel eher die Vergegenwärtigung des Kollektiv's als etwas nach außen gerichtetes? Ohne das Kollektiv wäre das Individuum "bloß" ein Einzelwesen. Ein Einzelwesen, welches sich bereits schon durch diese Tatsache als Besonderes, als etwas Einzigartiges, betrachten könnte. Als eigenständiger "Teil der Welt".

Viele Menschen leben in der subtilen, aber allgegenwärtigen Angst, das Kollektiv könnte ihnen die Rechtfertigung der Individualität absprechen. Und damit einhergehend Identität. Diese Angst macht einsam. "Einsam" daher, weil das Kollektiv nicht mehr nur das System ist, in dem sich die eigene Identität eingliedert, sondern zugleich die Befremdliche, von Aussen betrachtende Masse. "Ich und die Anderen".

So ist es uns wichtig zu wissen, dass die anderen Individuen die selben Bedürfnisse teilen. Durch Austausch vergegenwärtigen wir uns die unbewusst, aber unablässig. Wir sprechen uns Verständnis zu, teilen uns ökologische Aufgaben und nicht zu vergessen : die Kunst!

Ja, sie ist geradezu prädestiniert für diesen Austausch.

Aber durch den Geschmack, die Vorlieben, wird auch die quasi "negative" Form der Individualität gewahrt. Durch Gleichheit und Verschiedenheit werden wir in diesem Puzzle zu etwas Einzigartigem, ja, zum Individuum. So seltsam das auch klingen mag.

Das Individuum besteht in der Gesellschaft also nicht nur durch Gleichheit als Individuum, sondern ebenso durch das voneinander Trennende. Auch Ansichten, Meinungen gehören dazu und es entspricht der Abwägung, in welchem Masse und in welchem Teil der Gesellschaft wir uns bewegen und und ein -oder ausgliedern.

Die Individualität ist also an das Kollektiv gebunden. Die eigene Identität Teil der Masse in der Gesellschaft.

Sich darin zu orientieren, beschreibt den Weg den das einzelne Individuum begeht. Und zugleich die Identität. Aber ob diese Orientierung mit Identität gleichgesetzt werden kann, bleibt fraglich.

Sonntag, 2. November 2008

Atheismus versus Glauben

Bezüglich grundsätzlicher Ansichten über religiösen Glauben gibt es ja zahlreiche Varianten. Im Zentrum aller Fragen steht die über Wahrheit. Was soll wahr sein und was nicht. Welche Religion, welche Ausrichtung und ob überhaupt Religion. Der Atheist verneint letzteres.

Doch welche Kriterien lassen Atheisten zu diesem Schluss kommen? Auch da gibt es zahlreiche Varianten. Denn Einen geht es um Politisches, nämlich die, welche in der religiösen Dogmatik Einschränkung von Freiheit sehen. Anderen geht es mehr um's Inhaltliche. Wenn auch ihre Motivation meist der grundsätzlichen Ablehnung der Dogmatik entspricht.

In der Frage um Wahrheit lassen sich zwischen religiösem Glauben und Atheismus zwei Dinge ausmachen : religiöser Glauben ist sehr spezifisch. Während der Naturalismus universell ist. Atheisten stützen sich bekanntermassen auf den Naturalismus.

So dringen wir immer weiter in den Kern vor. Ab einem bestimmten Punkt kommen erkenntnistheoretische Aspekte zum Zuge. Ab da befinden wir uns also im Reich der Metaphysik.

Die zentralsten metaphysischen Positionen des Atheismus sind der Empirismus und der Realismus. Auch wenn dies manchen erklärten Atheisten nicht bewusst ist, so entsprechen diese Positionen dem was sie als "rational" bezeichnen.

Gepaart mit weiteren Positionen wie Strukturalismus usw stützt sich also der Atheist auf ein durchaus simples erkenntnistheoretisches Verständnis.

Interessanterweise übernehmen vermehrt aber auch religiös Gläubige diese metaphysische Weltsicht. Besonders Diejenigen welche sich im Zuge der Debatten "Religion versus Atheismus" den Naturalismus zu ihren Gunsten auslegen versuchen. So werden gar Erkenntnisse aus Naturwissenschaft dermaßen verfälscht, nur damit sie in's Bild der Überlieferung passen.

Entspricht also falsifizierbarer Empirismus der Wahrheit?

Das Phänomen, dass selbst innerhalb einer Erkenntnistheorie verschiedenste Wahrheiten bestehen können, zeigt sich auch in der Naturwissenschaft. Im interdisziplinären Vergleich. Manche selbsterklärte Naturalisten (im metaphysischen Sinn gemeint) mögen gar über Geisteswissenschaften ein verachtendes Lächeln übrig haben. Weil sich da oftmals nicht empirisch falsifizieren lässt. So etwa besitzt die Tiefenpsychologie nach wie vor einen schweren Stand unter den psychologischen Disziplinen. Und selbst die Psychologie muss im modernen, populären Weltbild immer mehr den deterministischen Erklärungsversuchen aus Neurologie und gar Genetik weichen.

Da es nur eine Wahrheit geben kann, ist uns auch nur ein erkenntnistheoretischer Standpunkt zulässig. Klar ist : eine Disziplin welche die Beschaffenheit und die Mechanismen der Natur erklärt muss sich auf eine erkenntnistheoreitische Sicht festlegen. Diese Weichen wurden ja bereits schon im Mittelalter gestellt. Ohne diese Festlegung würde es den Wissenschaften an Effizienz wie auch an Glaubwürdigkeit fehlen.

Andererseits hat die Festlegung lediglich einen zentralen Sinn : die Methodik zu bewahren und gewährleisten.

Wie wir die Welt, das Leben ergründen, hängt also in erster Linie von der erkenntnistheoretischen Festlegung ab. Diese sind aber nie absolut, sondern perspektivisch.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Bankenkrise

Die gegenwärtige Wirtschaftskrise lässt die Mahnfinger zahlreich aufstrecken. Es geht um falsche, korrekturbedürftige Wirtschaftssysteme, um Abzockerei, es geht um die Kapitalwirtschaft. An vorderster Front sitzen nun hohe Manager auf der moralischen Anklagebank. Und ihr Anzreizsystem per masslos überhöhter Boni stellt nun den schwerwiegendsten Anklagepunkt. Parallel dazu die Globalisierung.

Geld - das geht Jeden etwas an. Ein anderes Zahlungsmittel (ausser Realientausch) gibt es nicht. Daher sind wir nebst den globalen, kontinentalen, institutionelle und regionalen wirtschaftlichen Verknüpfungen auch immer gleich selber betroffen. Je höher das Ausmass, desto schwerwiegender, desto flächengreifender.

Dennoch sind wir Alle Teil dieses ganzen komplexen Systems. Nicht nur deshalb weil wir "funktionell" Teil des Systems sind, sondern weil wir auch Agierende, weil wir auch Handelnde sind. Mögen die konkrete Geldbeträge Einzelner noch so klein sein, wie sie eingesetzt werden hat immer Wirkung. Vergleichbar wie eine einzelne Wählerstimme bei einer politischen Abstimmung oder Wahl. Ideal ist es, etwas mehr als genug Geld zu besitzen. Und etwas mehr als etwas mehr ist schon gar idealer. Und viel mehr als etwas mehr optimal. Ob man nun in Geld schwimmt oder jede Münze zum Lebensunterhalt umdrehen muss - es stellt sich stets die Frage nach der Umsetzung, nach Einsatz. Darum sind wir auch stets Handelnde, sind quasi Einwirkende, Mitwirkende.

Gerade Fragen um Geld verbinden sich mit Fragen nach Gerechtigkeit. Über den einzelnen Geldeinsatz lässt sich ja noch überschaulich debattieren.

Die Frage um Gerechtigkeit ist nicht nur von Höhe, sondern in erster Linie von der Verteilung abhängig. Beispiel für diesen Zusammenhang sind Handelskonzerne welche Billig-Produkte anbieten. Massenware deren Herstellung oftmals nicht den Standard's entsprechen, die man sich selbst oder dem eigenen staatlichen System auferlegen würde. Produkte die nur so günstig angeboten werden können, dass auf der Ebene der Arbeitsbedingungen inklusive Entlöhnung Eingeständnisse in Kauf genommen werden.

Einzig die Profitgier anzuklagen wird der gesamten Misere nicht gerecht.

Ein Begriff den ich in Debatten stets vermisse ist "ethische Verhältnismässigkeit". Schlussendlich ist dieser Begriff der Schlüssel um die Verantwortung mit Geld. Nicht nur mit Geld, sondern auch mit Geld, versteht sich.

Sicherlich sind die Boni welche hochdotierte Manager selbst bei Misserfolg und besonders Misswirtschaft kassieren, mittlerweile überrissen. Doch der beinahe panikartige Umgang mit Geld, die Anhäufung zu eigenen Gunsten ist auch Zeichen für den Stellenwert der das Geld besitzt. "Geld ist nicht alles", heisst es oft. Doch die Verbindung Geld - Geltung kann man andererseits auch nicht leugnen.

"Anreiz" ist das Zauberwort um fleissiges und fähiges Personal bei Laune zu halten. Die hierarchisch linearen Stufen in Konzernen bieten sich in diesem Systemen des Anreiz gerade zu an und - das System des Anreiz beginnt bereits auf tieferen Kaderstufen. Bereits auf den ersten Kaderstufen investiert der Betreffende in Aufwand, Weiterbildung und steigenden Risiken. Dies möchte entlöhnt werden.

Und was die Aktienwelt betrifft : es braucht ja scheinbar jeder Konzern eine eigene Publikumsaktie. Vermutlich befand sich noch nie so viel Geld in Aktien angelegt wie in den vergangenen Jahren. Doch Aktien bedeuten nicht einfach nur Gewinn oder Verlust, sondern sind prinzipiell eine Investition. Investitionen um deren Verantwortlichkeit im Umgang damit ebenso zentral stehen müssten, wie die Bilanzfragen!

Ethik geht stets mit Verantwortlichkeit einher. Vielen wurde dies jetzt bewusst. Was bei der Verantwortlichkeit bei sich selbst endet, beginnt gar damit. Und durchzieht alle Stufen, vom Kleinaktionär über die professionellen Aktienjongleure, Vermittler, Institutionen und Grossaktionäre. Die Verantwortung derer, welche in Positionen sind, um das Steuer zu halten, lastet schwer. Doch in letzter Konsequenz tragen wir sie alle.