Samstag, 16. August 2008

Die Ringparabel - hat sie ausgedient?

"Nathan der Weise" heisst das Werk Lessing's in der die Ringparabel vorkommt. Die Ringparabel wurde von Lessing ausgeweitet, ergänzt und inhaltlich komplementiert. Bereits Boccacio nannte sie in seinem Werk "Decamerone und sie geht bis auf das 12. Jahrhundert zurück.

Die Ringparabel handelt von einem Vater und seinen drei Söhnen. Einem von ihnen möchte er einen Ring schenken, der symbolisieren soll, das der Träger des Ringes vom Vater bevorzugt geliebt worden sei.

In der Ahnung um einen Streit um den Ring und Kränkung deren beiden, die ihn nicht erhielten, lässt der Vater zwei Kopien anfertigen. Und überreicht jedem einen Ring im Glauben, den richtigen zu besitzen. Doch als der Vater stirbt, gehen die Söhne vor den Richter um zu klären, welcher nun der richtige Ring besässe.

Die Ringparabel soll die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen verdeutlichen. Eine literarische Allegorie.

Dazu gab es verschiedenste Interpretationen. Eine davon war dass diejenige Religion am gottesgefälligsten wäre zu der sich am meisten Menschen bekennen würde.

Eine andere : je mehr Menschen einer dieser drei Religionen angehörig sei, desto gottesgefälliger die Menschheit.

Bei eingehender Betrachtung fällt auf, dass sich beide Interpretationen in den sich streitenden Söhnen wiederfinden. Nichts weiter als Konkurrenz! Keinem dieser Söhne wäre in den Sinn gekommen, dass der Vater alle drei gleichwertig geliebt hätte. Mögen sie auch noch so unterschiedlich sein, in dieser Frage (gegenseitige Konkurrenz) erwiesen sie sich als gleich. Hatte der Vater gar eine Vorahnung? Wollte er dies damit verdeutlichen?

Erstaunlicherweise lässt sich diese Interpretation in einschlägiger Komentarliteratur über "Nathan der Weise" nicht finden.

Kommt dies daher weil wir im Vergleich der Religionen zu sehr an die "richtige" denken? Weil wir uns zu sehr an Wahrheitsansprüche orientieren, als uns um Verständnisse zu bemühen?

Es scheint offensichtlich der Fall zu sein . . .

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