Montag, 11. August 2008

Jeder gegen alle

Jeder Mensch besitzt seine Identifikation.

Diese Identifikation ist ambivalent, ist aber auch vielschichtig. So besitzt jeder Mensch eine Art "äussere Koordinaten", welche quasi Teil dieser Identifikation ist. Staatsangehörigkeit, Wohnort, Religionszugehörigkeit; Alter usw. Man ist Städter man wohnt in der Agglomeration oder auf dem Land; in etwa so lässt sich dies noch zusätzlich differenzieren. So auch in Religion gibt es einige dieser Abstufungen, dieser Differenzierungen.

Und auch in Tätigkeiten identifizieren wir uns. Etwa Beruf oder Freizeitgestaltung.
Des Weiteren - und daher ambivalent - kommen noch die geistigen Identifikationsmerkmale hinzu, welche mit anderen einhergehen können. Etwa in Mitgliedschaften. Dazu gehört politische Gesinnung, religiöse-konfessionelle Ausrichtung, kultureller Geschmack usw.

So könnten wir über jeden Menschen dieser Welt ein Profil erstellen. Das Individuum.

Nur fragt sich allmählich was alle diese Merkmale (im Weitesten Sinn) über einen Menschen aussagen.
In früheren Epochen, als der Feudalismus noch vorherrschendes Regierung -und Gesellschaftsmodell in Europa war, machte man es sich noch insofern einfach, weil man einen Menschen viel eher nach seinen äusseren, koordinativen Identifikationsmerkmalen beurteilte. Noch keine hundert Jahre ist es her, als man aufgrund der Physiognomie meinte, man könne aufgrund der Gesichtsphysionomie sagen, wie ein Mensch sei. Diese äusserst zweifelhafte und auch triviale Methode verlor dann zugunsten der späteren Individualpsychologie an Popularität.

In Zeiten des europäischen Feudalismus war es der Stand, der zur Beurteilung herbeigezogen wurde. Religions/Konfessionszugehörigkeit und Herkunft.
Doch die fortschreitende Aufklärung gegen ende des 18. Jahrhunderts machte immer bewusster, dass das Handeln eines Menschen sich nicht von den äusseren, koordinativen Merkmalen ablesen lässt.

Die Handlung selbst in Anbetracht der Situation bildete nun den Stab der Waage der Justizia.

Doch manchmal frage ich mich, ob wir nun nicht in eine Epoche hineingeraten in der diese zivilisatorische Errungenschaft über das Menschenverständnis aufgegeben wird.

Ist uns unsere Welt doch zu gross, als dass wir fähig wären, genügend differenzieren zu können? Fordert das alltägliche Leben in seiner Flut an Information und Eindrücke doch sehr schnell mal in Beschränkung welche in Trivialität und Banalität enden kann?
Ist das Recht auf Meinungsäusserung gleichbedeutend mit Richtigkeit des Inhalt's?

Wie immer man diese Fragen auch beantworten mag, entscheidend ist, ob man sie sich bewusst und aufrichtig stellt.
Wenn wir nun Menschen danach wieder vermehrt beurteilen woher sie stammen, wo sie zugehörig sind, dann besteht die Gefahr des zivilisatorischen Rückfalls.

Klar ist : das Umfeld, die Umgebung und Eindrücke eines Menschen sind massgeblich am Handeln eines Menschen beteiligt. Doch jede Handlung geschieht innerhalb einer Situation.
Es ist also der Wert der situativen Handlung, an welcher sich ein Mensch zu messen hat.


An dieses simple Credo, an diesen Grundsatz sollten wir wieder vermehrt besinnen, wenn wir Menschen beurteilen.

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