Freitag, 12. Dezember 2008

Geld & Macht = Antrieb?

Menschen streben nach Macht, wollen Geld. Gier und Machtstreben sind die zentralsten Schlagworte misanthropischer Erklärungsversuche.

Insbesondere dann, wenn es um einzelne Protagonisten oder Institutionen handelt.

Doch, Geld und Macht sind keine psychologischen Motivationen.

Sind sie angestrebte Ziele? Denn das was man als Ziel ausmacht, kann man oft mit Motivation gleichsetzen. Meint man.

Doch die Psychologie erwies immer wieder, dass dies ein Trugschluss sein kann.

Macht und Geld sind viel eher Mittel. Und natürlich besitzen beide existenzielle Bedeutung.

Gier nach Geld kann sehr unterschiedlich sein. Im einen Extrem gibt Jemand seiner SparNeurose nach, im anderen dient Geld als Mittel, seinen Geltungsdrang zu befriedigen. "Extrem" meint schlussendlich das kaum mehr übertreffbare Ausmaß. Und diese beide genannten Gründe, möglichst viel Geld zu besitzen, sind lediglich zwei von vielen.

Entsprechend verhält es sich mit Macht. Ja, auch da kann Geltungsdrang genannt werden. Und bei Manchen könnte für Machtstreben bestimmt auch eine ins Gegenteil verkehrte, verdrängte Konformität als Motivation ausgemacht werden. Einer von duzenden möglichen Motivationen.

Nicht zu vergessen : "Motivation" meint hier nicht die positiv gewertete Antriebskraft. Nein, den Ursprung des jeweiligen Verhaltens und Handelns eines Menschen.

Stellte sich also heraus, das ein bestimmter Mensch auffällig nach Macht strebt oder verbissen Geld anhäuft, so lässt dies alleine noch nicht auf dessen Motivation schließen.

Donnerstag, 27. November 2008

Individualität versus Individualität

Der Titel klingt gewiss seltsam. Gleiches gegeneinander zu stellen klingt nach Ambivalenz, nach einem Paradoxon.

Die Individualität ist uns Menschen ein angestrebtes Ziel, ein zu bewahrender Zustand, dessen Verlust einem Verlust eigener Persönlichkeit gleichkommen scheint.

Individualität gleich Persönlichkeit?

Zumindest so haben wir uns dies verinnerlicht und bereits diese Frage wirkt befremdlich.

Fest steht : jeweils eigene Bedürfnisse erklären wir rhetorisch mittels der Individualität. Quasi :  "weil ich ein Individuum bin, so steht mir dieses oder jenes Recht zu (für meine Bedürfnisse einzustehen und sie zu äussern)".

Doch kann sich das einzelne Individuum aus sich selbst heraus legitimieren? Sich überhaupt als Individuum betrachten? Braucht es dazu nicht viel eher die Vergegenwärtigung des Kollektiv's als etwas nach außen gerichtetes? Ohne das Kollektiv wäre das Individuum "bloß" ein Einzelwesen. Ein Einzelwesen, welches sich bereits schon durch diese Tatsache als Besonderes, als etwas Einzigartiges, betrachten könnte. Als eigenständiger "Teil der Welt".

Viele Menschen leben in der subtilen, aber allgegenwärtigen Angst, das Kollektiv könnte ihnen die Rechtfertigung der Individualität absprechen. Und damit einhergehend Identität. Diese Angst macht einsam. "Einsam" daher, weil das Kollektiv nicht mehr nur das System ist, in dem sich die eigene Identität eingliedert, sondern zugleich die Befremdliche, von Aussen betrachtende Masse. "Ich und die Anderen".

So ist es uns wichtig zu wissen, dass die anderen Individuen die selben Bedürfnisse teilen. Durch Austausch vergegenwärtigen wir uns die unbewusst, aber unablässig. Wir sprechen uns Verständnis zu, teilen uns ökologische Aufgaben und nicht zu vergessen : die Kunst!

Ja, sie ist geradezu prädestiniert für diesen Austausch.

Aber durch den Geschmack, die Vorlieben, wird auch die quasi "negative" Form der Individualität gewahrt. Durch Gleichheit und Verschiedenheit werden wir in diesem Puzzle zu etwas Einzigartigem, ja, zum Individuum. So seltsam das auch klingen mag.

Das Individuum besteht in der Gesellschaft also nicht nur durch Gleichheit als Individuum, sondern ebenso durch das voneinander Trennende. Auch Ansichten, Meinungen gehören dazu und es entspricht der Abwägung, in welchem Masse und in welchem Teil der Gesellschaft wir uns bewegen und und ein -oder ausgliedern.

Die Individualität ist also an das Kollektiv gebunden. Die eigene Identität Teil der Masse in der Gesellschaft.

Sich darin zu orientieren, beschreibt den Weg den das einzelne Individuum begeht. Und zugleich die Identität. Aber ob diese Orientierung mit Identität gleichgesetzt werden kann, bleibt fraglich.

Sonntag, 2. November 2008

Atheismus versus Glauben

Bezüglich grundsätzlicher Ansichten über religiösen Glauben gibt es ja zahlreiche Varianten. Im Zentrum aller Fragen steht die über Wahrheit. Was soll wahr sein und was nicht. Welche Religion, welche Ausrichtung und ob überhaupt Religion. Der Atheist verneint letzteres.

Doch welche Kriterien lassen Atheisten zu diesem Schluss kommen? Auch da gibt es zahlreiche Varianten. Denn Einen geht es um Politisches, nämlich die, welche in der religiösen Dogmatik Einschränkung von Freiheit sehen. Anderen geht es mehr um's Inhaltliche. Wenn auch ihre Motivation meist der grundsätzlichen Ablehnung der Dogmatik entspricht.

In der Frage um Wahrheit lassen sich zwischen religiösem Glauben und Atheismus zwei Dinge ausmachen : religiöser Glauben ist sehr spezifisch. Während der Naturalismus universell ist. Atheisten stützen sich bekanntermassen auf den Naturalismus.

So dringen wir immer weiter in den Kern vor. Ab einem bestimmten Punkt kommen erkenntnistheoretische Aspekte zum Zuge. Ab da befinden wir uns also im Reich der Metaphysik.

Die zentralsten metaphysischen Positionen des Atheismus sind der Empirismus und der Realismus. Auch wenn dies manchen erklärten Atheisten nicht bewusst ist, so entsprechen diese Positionen dem was sie als "rational" bezeichnen.

Gepaart mit weiteren Positionen wie Strukturalismus usw stützt sich also der Atheist auf ein durchaus simples erkenntnistheoretisches Verständnis.

Interessanterweise übernehmen vermehrt aber auch religiös Gläubige diese metaphysische Weltsicht. Besonders Diejenigen welche sich im Zuge der Debatten "Religion versus Atheismus" den Naturalismus zu ihren Gunsten auslegen versuchen. So werden gar Erkenntnisse aus Naturwissenschaft dermaßen verfälscht, nur damit sie in's Bild der Überlieferung passen.

Entspricht also falsifizierbarer Empirismus der Wahrheit?

Das Phänomen, dass selbst innerhalb einer Erkenntnistheorie verschiedenste Wahrheiten bestehen können, zeigt sich auch in der Naturwissenschaft. Im interdisziplinären Vergleich. Manche selbsterklärte Naturalisten (im metaphysischen Sinn gemeint) mögen gar über Geisteswissenschaften ein verachtendes Lächeln übrig haben. Weil sich da oftmals nicht empirisch falsifizieren lässt. So etwa besitzt die Tiefenpsychologie nach wie vor einen schweren Stand unter den psychologischen Disziplinen. Und selbst die Psychologie muss im modernen, populären Weltbild immer mehr den deterministischen Erklärungsversuchen aus Neurologie und gar Genetik weichen.

Da es nur eine Wahrheit geben kann, ist uns auch nur ein erkenntnistheoretischer Standpunkt zulässig. Klar ist : eine Disziplin welche die Beschaffenheit und die Mechanismen der Natur erklärt muss sich auf eine erkenntnistheoreitische Sicht festlegen. Diese Weichen wurden ja bereits schon im Mittelalter gestellt. Ohne diese Festlegung würde es den Wissenschaften an Effizienz wie auch an Glaubwürdigkeit fehlen.

Andererseits hat die Festlegung lediglich einen zentralen Sinn : die Methodik zu bewahren und gewährleisten.

Wie wir die Welt, das Leben ergründen, hängt also in erster Linie von der erkenntnistheoretischen Festlegung ab. Diese sind aber nie absolut, sondern perspektivisch.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Bankenkrise

Die gegenwärtige Wirtschaftskrise lässt die Mahnfinger zahlreich aufstrecken. Es geht um falsche, korrekturbedürftige Wirtschaftssysteme, um Abzockerei, es geht um die Kapitalwirtschaft. An vorderster Front sitzen nun hohe Manager auf der moralischen Anklagebank. Und ihr Anzreizsystem per masslos überhöhter Boni stellt nun den schwerwiegendsten Anklagepunkt. Parallel dazu die Globalisierung.

Geld - das geht Jeden etwas an. Ein anderes Zahlungsmittel (ausser Realientausch) gibt es nicht. Daher sind wir nebst den globalen, kontinentalen, institutionelle und regionalen wirtschaftlichen Verknüpfungen auch immer gleich selber betroffen. Je höher das Ausmass, desto schwerwiegender, desto flächengreifender.

Dennoch sind wir Alle Teil dieses ganzen komplexen Systems. Nicht nur deshalb weil wir "funktionell" Teil des Systems sind, sondern weil wir auch Agierende, weil wir auch Handelnde sind. Mögen die konkrete Geldbeträge Einzelner noch so klein sein, wie sie eingesetzt werden hat immer Wirkung. Vergleichbar wie eine einzelne Wählerstimme bei einer politischen Abstimmung oder Wahl. Ideal ist es, etwas mehr als genug Geld zu besitzen. Und etwas mehr als etwas mehr ist schon gar idealer. Und viel mehr als etwas mehr optimal. Ob man nun in Geld schwimmt oder jede Münze zum Lebensunterhalt umdrehen muss - es stellt sich stets die Frage nach der Umsetzung, nach Einsatz. Darum sind wir auch stets Handelnde, sind quasi Einwirkende, Mitwirkende.

Gerade Fragen um Geld verbinden sich mit Fragen nach Gerechtigkeit. Über den einzelnen Geldeinsatz lässt sich ja noch überschaulich debattieren.

Die Frage um Gerechtigkeit ist nicht nur von Höhe, sondern in erster Linie von der Verteilung abhängig. Beispiel für diesen Zusammenhang sind Handelskonzerne welche Billig-Produkte anbieten. Massenware deren Herstellung oftmals nicht den Standard's entsprechen, die man sich selbst oder dem eigenen staatlichen System auferlegen würde. Produkte die nur so günstig angeboten werden können, dass auf der Ebene der Arbeitsbedingungen inklusive Entlöhnung Eingeständnisse in Kauf genommen werden.

Einzig die Profitgier anzuklagen wird der gesamten Misere nicht gerecht.

Ein Begriff den ich in Debatten stets vermisse ist "ethische Verhältnismässigkeit". Schlussendlich ist dieser Begriff der Schlüssel um die Verantwortung mit Geld. Nicht nur mit Geld, sondern auch mit Geld, versteht sich.

Sicherlich sind die Boni welche hochdotierte Manager selbst bei Misserfolg und besonders Misswirtschaft kassieren, mittlerweile überrissen. Doch der beinahe panikartige Umgang mit Geld, die Anhäufung zu eigenen Gunsten ist auch Zeichen für den Stellenwert der das Geld besitzt. "Geld ist nicht alles", heisst es oft. Doch die Verbindung Geld - Geltung kann man andererseits auch nicht leugnen.

"Anreiz" ist das Zauberwort um fleissiges und fähiges Personal bei Laune zu halten. Die hierarchisch linearen Stufen in Konzernen bieten sich in diesem Systemen des Anreiz gerade zu an und - das System des Anreiz beginnt bereits auf tieferen Kaderstufen. Bereits auf den ersten Kaderstufen investiert der Betreffende in Aufwand, Weiterbildung und steigenden Risiken. Dies möchte entlöhnt werden.

Und was die Aktienwelt betrifft : es braucht ja scheinbar jeder Konzern eine eigene Publikumsaktie. Vermutlich befand sich noch nie so viel Geld in Aktien angelegt wie in den vergangenen Jahren. Doch Aktien bedeuten nicht einfach nur Gewinn oder Verlust, sondern sind prinzipiell eine Investition. Investitionen um deren Verantwortlichkeit im Umgang damit ebenso zentral stehen müssten, wie die Bilanzfragen!

Ethik geht stets mit Verantwortlichkeit einher. Vielen wurde dies jetzt bewusst. Was bei der Verantwortlichkeit bei sich selbst endet, beginnt gar damit. Und durchzieht alle Stufen, vom Kleinaktionär über die professionellen Aktienjongleure, Vermittler, Institutionen und Grossaktionäre. Die Verantwortung derer, welche in Positionen sind, um das Steuer zu halten, lastet schwer. Doch in letzter Konsequenz tragen wir sie alle.

Freitag, 3. Oktober 2008

An was wir glauben - die Attribute

Wir Menschen glauben (in religiöser Hinsicht) an so ziemlich alles an das sich überhaupt glauben lässt.

Da haben wir natürlich die großen abrahamistischen, monotheistischen Religionen, die Religionen wie Buddhismus, Shintuismus, Hinduismus und verschiedenste Naturreligionen. Aber wir haben auch noch die Esoterik, die religiöse Mythologie (Heidentum) usw. Bereits im abrahamistischen Monotheismus zeigt sich uns eine enorme Vielfalt aus den drei Grundreligionen. Verschiedenste Konfessionen und Strömungen oder Bewegungen.

 Und nicht zu vergessen, dass alle diese sich noch an der "Intensität" der einzelnen Gläubigen "kategorisieren" lassen. Man glaubt also an Geschichten, an transzendente Zustände, an mythologische Charaktere, Figuren und Ereignisse.  Und sowie man die obige "Liste" noch schier unendlich weiterführen könne und irgendwann an der Differenzierung zwischen den Strömungen scheitern würde, kämen noch die jeweiligen Auffassungen der Gläubigen hinzu.

Doch was ist diesen Religionen, Strömungen und gar individuellen Auffassungen allen gemeinsam? Gewiss spielt im religiösen Glauben der auf kultureller Tradition gründet, die Überlieferung eine wesentliche, eine essentielle Rolle. Sowie auch der damit einhergehende versinnbildlichende Mythos.

Das gemeinsamste Element ist jedoch nicht wie auf Anhieb zu erwarten, metaphysischer Natur. Also nicht die Unterscheidungen in das was jeweils wahr sein soll. Denkt man sich nämlich all die Geschichten, die Mythen mal weg, so bleibt die Ethik!

Man glaubt nämlich an das Gute! Jeder der an irgendetwas glaubt, schreibt dem an was er glaubt, positive Attribute zu!

Ist das das wahre, das ontologische Wesen eines jeden religiösen Glaubens?

Selbst Leute die an negative Mythologie glauben, sprechen ihren prioritären Mythen positive Attribute zu.  Die Figuren der Mythen haben dualistischen Charakter. Gemeinsam ist allen : das Böse kann nicht ignoriert, kann nicht weggelassen werden. Und auch hier gilt : das Gute ist das, was nach Auffassung als"gut" und "nützlich" ist.

So kann man sagen : der Mensch der glaubt, glaubt prinzipiell an das Gute.

Da sind wir also wieder bei der Frage, was als "gut" bezeichnet werden kan. Also das Wesen des Guten.

Gleichbedeutend die abschließende Kernfrage, ob sich denn das Wesen des Guten an den zugeschriebenen Attributen ablesen ließe. Solange wir Entfaltung, Freiheit und Gerechtigkeit für das Gute halten, kann also ein Glaube der aufrichtig und konsequent für diese Begriffe/Werte steht, nicht falsch sein.

Dienstag, 23. September 2008

Religionsfreiheit versus Infiltration

Diese Thematik ist eine weitreichende. Die greift in die verschiedensten Disziplinen, betrifft verschiedenste Institutionen.

Aus dem Misstrauen gegenüber der alteingesessenen römisch-katholischen Kirche und dem gleichzeitigen Streben nach Freiheiten, entstand während der Epoche Aufklärung die Idee der Religionsfreiheit. Entsprechend der Meinungsfreiheit stand auch sie ganz im Zeichen des damaligen beginnenden Individualismus.

Insbesondere die Künste und die Philosophie kannten bis dahin eine wenigstens gedankliche Freiheit/Unabhängigkeit gegenüber den fest mit der Politik verzahnten Kirchen. Demokratie, Pluralismus und Föderalismus waren auf politischer Ebene nicht mehr aufzuhalten und trugen diesem Bestreben nach persönlichen Freiheiten Rechnung. Sie waren sozusagen die politisch-institutionelle Umsetzung.

So konnte gar auch das Judentum aus dem Schatten der Isolation treten.

Welche Rolle spielt die Religionsfreiheit denn eigentlich in unserer Dekade? Klar ist : kaum jemand der in einem säkularen Staat lebt, möchte sie missen. Doch finden Bewegungen statt, welche für die Glaubensfreiheit eine Gefahr darstellen.

In der europäischen, westlichen Welt nehmen wir die sogenannte "schleichende Islamierung" als eine dieser Gefahren wahr. Doch ist es in erster Linie die Globalisierung die dies erst zum Thema werden liess. Die wirtschaftlichen, politischen Beziehungen und Verhältnisse auf der einen Seite und die Einwanderer aus der arabischen Welt auf der anderen Seite. Themen wie Terrorismus heizen diese Thematik dann noch auf und selbst erklärte Atheisten werden dann plötzlich zu "christlichen Kultur-Verteidiger".

Ein ganz anderer Schauplatz : der Kreatonismus. Er ist quasi die Anti-Bewegung zum Säkularismus. Auf die Seite des Kreatonismus gesellen sich die evangelikanischen Erweckungsgläubigen. Ich nenne diese auch gerne "Apokalyptiker". Kurzum : auch in der christlichen Welt macht sich eine Bewegung breit die nach Dogmatik strebt. Bis hin in die Wissenschaft und in's Schulwesen greifen deren dogmatischen Forderungen. Auch das neu gewonnene Selbstbewusstsein der römisch-katholischen Kirche sowie die nun wieder florierende russisch-orthodoxe Kirche beziehen nun wieder Position.

Überhaupt lässt sich das globale Phänomen nach lokal-regionaler Unabhängigkeit mit Blick auf jeweilige kulturelle Traditionalität nicht übersehen! Der Rückgriff auf die Tradition scheint wieder en vogue!

Und rhetorisch wird mit dem schlagkräftigsten aller Argumente um sich geschlagen : Freiheit!

Ist dies nicht ein eklatanter Widerspruch zu dem was vor gut 250 Jahren seinen Lauf nahm?

Der eigene religiöse Bezug eines Individuum's ist eine Mischung aus der jeweiligen Identität und der eigenen biographischen Geschichte. Dies gilt selbst für überzeugte Atheisten.

Freiheit kann nicht dadurch bestehen, den eigenen Bezug auf Andere ausweiten zu wollen!

Ganz im Gegenteil bedeutet Freiheit Respekt und Gewährung des Gegenübers.

Religionen leben von ihren jeweiligen Überlieferungen, sie sind kultureller Natur. Sie sind auch essentielle Substanz der Zivilisation. Es stimmt tatsächlich, dass auch Religionen kulturell übertragbar sind. Es ist also ohne Weiteres möglich, einen fremden Glauben anzunehmen, zu konvertieren. Gleichzeitig aber, ist eine Religion nie aus ihrem kulturellen Kontext trennbar.

Einen anderen Glauben anzunehmen, muss also aus freien Stücken, aus freier Entscheidung, geschehen! Weder darf dies erzwungen, noch verhindert werden!

Da eine jede Religion Teil einer Kultur ist, entspricht der individuelle religiöse Bezug wiederum der kulturellen Identität.

Ein Begriff der schnell mal unversöhnlich macht : "Wahrheit".

Auf ihre Überlieferungen berufend, besitzt eine jede Religion eine Art "spezifische Wahrheit".

Diese Wahrheiten entsprechen dem, was aus diesen Überlieferungen gezogen werden kann.

Ein bestimmtes Ereignis fand statt oder nicht. Darauf wird der religiöse Wahrheitsbegriff leider oft beschränkt! Mit fatalen Folgen.

Somit wird religiöse Überlieferung mit historischer Überlieferung gleichgesetzt, was zu Unversöhnlichkeit führt.

Doch längst haben manche Religiöse erkannt, dass es sich im Namen der "guten Absicht" glaubwürdiger bekehren lässt. Durch geschickte Rhetorik und vordergründige Sympathiebekundung lassen sich neue Gläubige nachhaltiger anwerben! Und schliesslich sieht es bei Erfolg so aus, als ob es sich um eine freie, unbeinflusste Entscheidung handeln würde.

So gibt es im modernen Missionieren zwei grundsätzlich verschiedene Methoden : Verdrängung und Infiltration. Und auch die Infiltration unterscheidet sich. Die offensichtliche Infiltration und die versteckte. Das ihnen Gemeinsame ist, dass Infiltration über die Kultur geschieht. So gleicht man sich der zu infiltrierenden Kultur an und verändert dann deren Elemente. Die Variante der offenen Infiltration kennen wir in der Historie von den Römern. Indem sie Götterfiguren der Griechen übernahmen und sie an die eigenen Kultur anglichen. Interessanterweise wandte das aufkommende Christentum das Selbe an. Die römische Kultur wurde mit dem christlichen Glauben infiltriert. Die Übernahme kultureller römischer Elemente und Verständnisses führte später dazu, dass das Christentum römisch geprägt war. Selbst die spätere Verzahnung mit der Politik ist darauf zurückzuführen. So konnte das Christentum über macht expandieren. Doch im Zuge der Religionsfreiheit/Säkularismus des beginnenden 19. Jahrhunderts konnte die Machtstellung des Christentums nicht mehr über die Verzahnung mit der Politik legitimiert werden. Während dieser Zeit schossen neue religiöse Strömungen aus dem Boden. Ebenso auch karitative Institutionen (zB das Rote Kreuz). Zur vorherrschenden Methode des Missionieren's wurde damit wieder die Infiltration im Gewand der karitativen Tätigkeit. Der offensichtlichen Verdrängung wurde nun abgesagt.

So treibt also das Streben nach Bekehrung seltsamste Blüten. Die Infiltration hat den Effekt, das Unterscheidungen zwischen niederer Absicht und aufrichtiger Absicht nicht mehr so leicht zu machen sind.

"Mission" ist freilich ein grosser, Begriff unter dem manches zu verstehen ist. So muss unter "Mission" nicht gleich "Bekehrung" verstanden werden. Somit wird aber auch dieser Begriff schändlich missbraucht. Das Wort Bekehrung wird von solchen die Bekehrung als Absicht haben, in der Regel strikt vermieden. Sie nennen es "Verkündung".  Doch dieses "Verkünden" hat wenig mit Meinungsfreiheit gemein! Viel eher handelt es sich um ein aufsässiges Fordern!

Gehen diese Forderungen im Namen des missionarischen "Verkünden's" gar so weit, dass die Opfer getäuscht werden (Infiltration), ist es besonders perfid!

Paradebeispiel dafür sind Christen welche sich jüdische Symbolik aneignen um für die Opfer vertraut und glaubwürdig zu wirken. Besonders verwerflich : die so genanten "missionarischen Juden", welche bereits durch ihre Namensgebung täuschen.

Religionsfreiheit wird also auch Religiösen missbraucht.

Der Dialog zwischen den Religionen, Konfessionen, und der Politik drängt sich immer mehr auf.  Dabei dürfen solche Austausche nicht im "political correctness" stecken bleiben, sondern es müssen Inhalte definiert werden.

Möchten die grossen Religionen und Konfessionen ihre Glaubwürdigkeit bewahren, so liegt es an ihnen, aktive Bekehrung abzulehnen!

Auf die Dauer kommt man nicht herum, den religiösen Wahrheitsbegriff neu zu klären. Angst, das sich Gläubige deswegen abwenden könnten, darf man dabei nicht haben. Glaubwürdigkeit bewahrt man nicht dadurch, dass man an alten Konventionen festhält, sondern die tiefen, ursprünglichen Werte auf das Geschehen im Heute anwendet.

Freitag, 12. September 2008

Tradition

Sprechen wir von "Tradition" so meint man damit den Rückgriff auf das Bewahrende.

Vorstellungen, Verhalten, Konventionen, Regeln usw

So erscheint Tradition vielen nichts weiter zu sein, als das Konservieren des Alten, des Bisherigen.

Blickt man nun in die Geschichte, so fällt auf, dass gegen Erneuerungen stets mit der Berufung auf Tradition, auf das Bewahrende, entgegengetreten wurde. Tradition gab es also in der Kulturgeschichte immer.

Was eine rhetorisch-argumentative Berufung auf das Bewahrte stets leichter machte : man konnte auf bewährte Erklärungen zurückgreifen. Doch im Überblick auf die Historie offenbart sich, dass das Erneuern ebenso zur Tradition gehört wie das Bewahren!

Angesichts der Kultur -und Zivilisationsgeschichte kann man sagen, die fortschreitende Entwicklung (welche wir im Überblick als lineare Entwicklung betrachten) und gar gelegentliche Absage an das Bisherige, gehört ebenso zur Tradition!

Diese Ambivalenz könnte zur Annahme verleiten fortschreitende Entwicklung könne nur in dieser Ambivalenz, in dieser Wechselwirkung geschehen.

Da haben wir also eine Dialektik vor uns, welche also beiden Pole rechtfertigen scheint.

Gegenläufige Entwicklungen damit, dass sie der Abstraktion dienen würden weil man anhand der Fehler im Neuen das Bisherige bestätigen könnte. Und umgekehrt erneuernde Entwicklungen zur Rechtfertigung verschaffen, dem Bisherigen den Spiegel vorzusetzen, es zu entblössen.

Doch, warum offenbart sich diese Ambivalenz erst auf den zweiten Blick?

Gründe dafür gäbe es einige. Einer davon ist der, das die technische Entwicklung eindeutig linear verläuft. Dies täuscht also darüber hinweg. Doch der Ursprung davon liegt ein wenig tiefer. Er liegt im ewigen Bestreben nach Komfort, nach Entfaltung. Der urmenschliche Drang, nach Verbesserung, nach Optimierung. Das Ideal als ewig vorschwebende Vision. Das Ideal, auf das sich in letzter Konsequenz alles zu richten scheint.

Das Neue wäre also ohne diesen Antrieb gar nicht möglich.

Doch das Neue basiert auf dem Bisherigen. Eine Vision kan zwar neu geschaffen, doch nur aufgrund des Bisherigen umgesetzt werden. So gesehen bedeutet das Neue auch immer Rückgriff auf das Bisherige. Und "verschmelzen" somit zur eigentlichen Tradition als Symbiose . . .

Dienstag, 9. September 2008

Religionsfreiheit 2

(siehe unten)

Die nun auf politischer und institutioneller Ebene umgesetzte Religionsfreiheit bedeutete für die einzelnen Individuen vor Allem : das Religiöse war nun nicht mehr durch Herkunft bedingt und die Teilnahme am religiösen Leben keine Bedingung mehr.

Doch trotz diesen Freiheiten brauchte es noch lange, bis Frieden nicht mehr als Kompromiss für die Freiheit verinnerlicht wurde, sondern als Bedingung dafür. Doch die Weltpolitik erzählt uns auch anderes. Vermittelt uns auch immer wieder, Freiheit sei etwas Bedürfnis-spezifisches.

Und auf der Ebene des Verhältnisses Individuum - Kollektiv durchdringt auch das Verständnis, Freiheit wäre die Vertretung irgendwelcher spezifischer Interessen.

Doch nicht nur Nihilisten vertreten meist dieses Verständnis, sondern auch religiös Gläubige!

Das "sowohl als auch" verliert auch unter religiös Gläubigen zusehends an Bedeutung. Entscheidend scheint lediglich noch das Bewusstsein um eine Wahrheit. Da es ja nur eine Wahrheit gibt, kann ja nur eine Religion oder eine im Kontext zur Religion stehende Auffassung die Richtige sein! - so "unser" neuzeitliches Verständnis.

Und die Freiheit ? Sie verkommt allmählich zur blossen argumentativen Rhetorik! Freiheit als Legitimation zur Bekehrung? Freiheit als Legitimation das anders denkende und anders gläubige Gegenüber übler Absicht zu bezichtigen?! Dummheit und Verkennung von Wahrheit zu unterstellen?!

Im Gegensatz zum Judentum haben Christentum und Islam dem bekehrenden Missionieren nicht abgeschworen. Und Diejenigen Gläubigen dieser beiden Religionen welche eigenes Praktizieren des Glaubens mit dem des Kollektiv's gleichsetzen, missachten die einst gewonnenen Freiheiten! Sie stellen ihre Eigenmotivationen wieder über das Kollektiv, über das Recht des Einzelnen.

Besonders perfid, wenn dies über Täuschung und im Namen des Guten geschieht! Rhetorisch geäusserte Fürsorglichkeit und karitative Tätigkeit haben die einst blutigen Schwerter abgelöst.

Nicht mehr die institutionelle Macht soll Andersgläubige bekehren, sondern der zu bekehrende Andersgläubige soll selbst überzeugt sein, dass ihm die Bekehrung gut täte.

Im Namen der Freiheit soll per "Verkündung" die Freiheit selber untergraben werden! Wahrheit steht somit über dem Recht. Doch es sind Wahrheiten von denen es zahlreiche gibt. Jede religiöse Strömung, Gruppierung, Konfession und Religion besitzt ihre eigenen Wahrheiten.

Keine dieser kann aber falsch sein, solange sie sich in Demut zur Wahrheit befindet. Eine Demut die bedeutet, dass die ontologische Wahrheit dem Menschen nie vollumfänglich zugänglich sein wird. Dass wir Menschen die Göttlichkeit nicht wissen, sondern "lediglich" erahnen können.

Der Turm von Babel ist Vision. Vision des Gemeinsamen. Doch das Leben findet auch im Gegensätzlichen, oft gar im Widersprüchlichen statt. Erst das sich Ergänzende ergibt die Einheit.

Dazu brauchen wir nur einen etwas tieferen Blick auf die Mechanismen der Natur zu werfen.

Eine institutionelle Bedingung für Glaubensfreiheit ist für mich die Absage an das bekehrende Missionieren.  So sähe ich es als Notwendigkeit, würden die evangelisch-reformierten Landeskirchen (übergeordnet - ev.ref. Kirchenbund) das missionarische Bekehren Andersgläubige offen ablehnen, verurteilen; und Freikirchen welche dies nicht ebenso praktizieren, vom Kirchenbund ausschliessen. Gerade in der Tradition der historischen Reformation und des Humanismus stehend, und einst auf Freiheit und Recht plädierend, sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn auch die evangelisch-reformierte Kirche in ihrer Geschichte nicht frei von Ungerechtigkeit und Verletzung von Würde, so gilt da die zwinglianische Auffassung einer bekenntnisfreien Theologie! Gewiss nicht ein liturgisch-formelles Bekenntnis wäre da hinderlich, sondern die Rückbesinnung dass die Bibel im ursprünglichen zwinglianischen Verständnis auslegefrei ist.

Doch religiös-theologische Auslegefreiheit beschränkt sich in der Konsequenz nicht innerhalb der eigenen Konfession!

 

Religionsfreiheit 1

Oft ist man vor die Frage gestellt, ob die Religionsfreiheit noch eine Selbstverständlichkeit ist. Die Thematik Religionsfreiheit betrifft vor Allem zwei Bereiche : die staatliche Umsetzung/Regulierung und der interreligiöse Kontakt.

Im Zuge der Aufklärung des ausgehenden 18. Jahrhunderts begann sich die Religionsfreiheit auf politischer Ebene durchzusetzen. Säkulare Staaten garantierten ab Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals freie Ausübung einer Religion und trennten die staatliche Verzahnung mit der Kirche.

Aus geistesgeswissenschaftlicher Sicht begann die Entwicklung hin zur Religionsfreiheit jedoch bereits im Hochmittelalter während der Scholastik. Doch damals waren es noch andere Gründe als Freiheit und Gerechtigkeit welche Denker und Geistliche der Kirche und den Fürsten vorhielten. Philosophische Gedanken und religiöse Auslegungen kollidierten lange vor der Reformation mit den Dogmen der Kirche. Und auch die Reformation brachte noch keine eigentliche Religionsfreiheit.

Doch immer mehr manifestierte sich das Bewusstsein, dass nicht nur eine theologische Auslegung möglich ist. So führten dann mehrere Faktoren dazu, dass man sich auf politischer Ebene für die staatliche Religionsfreiheit entschied. Der Erfahrungshorizont erweiterte sich um die Entdeckung der Welt, um technische Errungenschaften und um naturwissenschaftliche Erklärungen von Dingen und Mechanismen in der Natur. Und durch die Archäologie wurde die Historie entdeckt.

Und die Epoche der Romantik festigte allmählich ein tieferes Bewusstsein für das Individuum.

Die Welt wurde nicht mehr "nur" durch Gott erklärt, sondern ebenso auch durch die eigene Sicht auf die Welt. Das eigene Empfinden des Individuums erhielt Gewicht in der Ethik und Moral und die vormalige Selbstverständlichkeit dass sich das Individuum dem Kollektiv unterordnen muss, begann zu bröckeln.

Das Wort, der Begriff "Freiheit" war nun in aller Munde uns setzte sich auch argumentativ-rhetorisch durch. "Freiheit" im Sinne der persönlichen Entfaltung. Dazu gesellte sich der Begriff "Gerechtigkeit", der für das Verständnis über Freiheit unerlässlich ist.

Doch Freiheit beschränkte sich in diesen Zeiten noch auf das Persönliche, auf das Private. So auch auf die freie Ausübung der eigenen Religion.

Im Zuge dieser freien Ausübung spriessen neue Konfessionen/religiöse Strömungen aus dem Boden. Und aus privater Initiative heraus entstandene karitative Institutionen nahmen sich dem Leid Einzelner an. So etwa das Rote Kreuz.

Doch eines hatte sich im Bewusstsein dieser Epochen noch nicht manifestiert : das Freiheit und Gerechtigkeit Frieden bedingt.

Dienstag, 26. August 2008

Warum die Welt nie so sein wird wie wir sie wollen - oder : von etwas ganz Banalem

Kaum auf der Welt, lernen wir dass es Dinge, Zustände in der Welt gibt, die besser, die optimaler sein könnten.

Dass heisst es gibt einerseits das wie wir es vortreffen und das wie es wünschenswert wäre. Grundsätzlich wissen wir, dass wir etwas wollen.

Das klingt durchaus banal. Und ebenso banal klingt die Folge davon : wir verändern die Welt.

Verändern sie zu unseren Gunsten.

Doch warum tun wir dies? Sind wir grundsätzliche Pessimisten? Trauen wir weder Gott noch der Evolution?

Die Motivation die dahinter steht ist prinzipiell stets eine gute. Genau, wir wollen nämlich das Gute.

Aber auf dieser Ebene lässt sich noch nicht abwägen oder eruieren was denn nun das jeweilige Gute sei. Dieses "Gute" ist ganz allgemein, rein grundsätzlich. Dermassen grundsätzlich dass jemand sogar absichtlich Schlechtes tut; aber Schlechtes zu tun, hält er eben für "gut".

Im juristischen Jargon würde man da etwa von "Vorsätzlichkeit" sprechen. Und so hinken wir quasi immer dem was wir wünschen -  also dem Guten - hinterher. Denn das Optimum ist nie erreicht. Besser könnte es immer sein. Und jetzt liesse sich gemäss der philosophischen Ethik fragen, ob es denn tatsächlich übergeodnete Werte gäbe. Für diese Frage haben die Gelehrten und Geistlichen der Geschichte einige Antworten bereit gestellt. Und manche dieser Antworten lohnt es zu prüfen.

Die erweiterte Problematik die sich stellt : wir wollen nicht nur, sondern wir artikulieren und argumentieren auch. Da ist es stets relativ simpel grundsätzlich zu argumentieren, man wolle ja schliesslich - genau - das Gute!

Und geht der/die Andere nicht darauf ein, so sprechen "wir" es ihm/ihr einfach ab - das Gute überhaupt zu wollen.

Es ist wahrlich banal

und die Folgen davon verheerend . . .

Mittwoch, 20. August 2008

Aufrüstung!! (wie Du mir - so ich Dir)

Heute war zu lesen, Russland reagiere auf die Sicherheitspolitik der USA in Osteuropa mit einer Gegenmassnahme.

Es wurde die Stationierung russischer Waffensysteme in Syrien genannt. Und ein Treffen auf oberster politischer Ebene zwischen den beiden Staaten hätte bereits stattgefunden.

Er war sogar zu vernehmen, Russland würde die Stationierung von Waffen in Kuba in Erwägung ziehen.

Und an einem anderem Schauplatz befindet sich gerade der französische Präsident der Familie 10 gefallener Soldaten kondoliert und der dortigen stationierten Truppe Durchhaltevermögen an's Herz legt.

Ja und überhaupt befinden sich die Weltpolitiker stets auf Mission, um ihre nationalen strategischen Ziele vorsorglich zu festigen.

Man weiss ja schliesslich nie . . .

Prophylaxe ist immer angemessen und aus Mittel zum Zweck wird schlussendlich politische Rhetorik. Und "Schutz" ist stets überzeugendstes Argument jeglicher politischer Rhetorik. Doch die Motivation die dahinter steht, offenbart sich erst bei der Umsetzung. Geht es um geopolitische, territoriale Interessen, kann es aber schnell mal zu spät sein. Der prophylaktische Schutz des Einen fordert dann nach politisch-kausaler Regel den Schutz des Anderen. Und so ergibt sich das eine um's andere.

Erstes Ziel dieser Prophylaxe sind aber nicht die Feinde, sondern die vermeintlichen Freunde. Strategische Etappen werden nicht mehr einfach per Waffengewalt annektiert, sondern es werden per Handshaking strategische Bündnisse geschaffen. Um Machtpräsenz und somit direkten Einflussbereich zu markieren.

"Zürich ist gebaut" sagte einmal die damalige zürcher Stadträtin Ursula Koch. Die Chefin des städtischen Hochbaudepartements erhielt für diese Aussage Häme. Doch meinte sie damit nicht, dass man in Zürich nicht mehr bauen soll, sondern bewusster und geordneter. Ihre politischen Gegner schlachteten ihre Aussage aus und Zürich verlor eine ihrer besten Politiker.

Könnte man nun sagen "Die Welt ist gebaut"? Die Grenzen endgültig gezogen?

Ein jeder Staat hat das Bestreben möglichst souverän zu sein. Möglichst unabhängig von Interessen Anderer. Doch dabei zählt nicht der zwischenstaatliche Konsens, sondern die Strategie zur Umsetzung. Leider. Viele Politiker dieser Welt haben es noch nicht verstanden, dass ihre jeweilige Bevölkerung in erster Linie nach Ruhe und angenehmen Lebensbedingungen strebt. Die Macht, der Einflussbereich des Einzelnen beschränkt sich auf sein Umfeld. Da findet das Leben statt.

Doch das Leben solcher Politiker findet auf internationaler Bühne statt; ihr Interesse gilt der Globalität. Doch der Preis der das Bestreben nach möglichst grossem Einflussbereich mit sich bringt, kann verheerend sein. Gar vernichtend.

Die Welt ist noch nicht gebaut, nicht endgültig. Und wird es wohl auch nie sein. Erst in dieser Einsicht ist Flexibilität, ist Konsens möglich.

Wer mit einer Waffe auf einen anderen zeigt, der darf nicht erwarten, dass der andere nicht darauf reagiert. Und hört dies niemals auf, so enden auch nie die Gefahren. Es gibt keine Sicherheit, dass der höchste Punkt dieser Spirale nicht erreicht werden könnte. Doch zu viel Angst könnte aber die Eigendynamik in der Spirale noch intensivieren.

Doch nicht erst diese Politiker tragen ihre Verantwortung. Sondern die Verantwortung liegt bei uns. Bei uns allen, welche solche Politiker gewähren lassen, ihnen Gehör schenken. Auf ihre Rhetorik der Interessewahrung hereinfallen. Das Kollektiv setzt solche Menschen an ihre Positionen. Und das Kollektiv sind wir. Solange wir Rechtfertigung für verwerfliches Handeln und Verhalten verlangen müssen wir uns ja auch nicht wundern, wenn dies andere, wenn dies unsere Politiker tun.

Dennoch liegt die Verantwortung in letzter Konsequenz bei denen, denn die Verantwortung aufgetragen wurde. Bei denen die sich freiwillig der Verantwortung annahmen. Eben bei diesen Politikern. Und wenn diese das nächste Mal die Hand ausstrecken, um eine "strategische Partnerschaft" zu besiegeln, so sollten sie sich zumindest mal bewusste sein, dass die damit das Gegenteil der ursprünglichen Motivation erreichen könnten . . .

Samstag, 16. August 2008

Ringparabel - ausgedient? Nr2

Die beiden genannten Interpretationen über Lessing's Ringparabel in "Nathan der Weise" sind also exemplarisch wie sehr wir bei Interprationen allegorischer Überlieferungen zu voreilig nach Richtigkeit streben.

Die Ringparabel ist Allegorie innerhalb eines literarischen Werkes, welches wiederum für eine Aufführung gedacht war. Dies schafft eine gewisse Abstraktion und wird durch die Handlung in "Nathan der Weise" selbst verkörpert. Quasi als bestätigende Geschichte um die Kernaussage herum.

Und natürlich betrifft dies in diesem Beispiel nicht "nur" das Verhältnis zwischen den drei monotheistischen Religionen, sondern auch unter den Konfessionen und jeweiligen Strömungen. Interreligiös, interkonfessionell wie aber auch bezüglich der religiösen Intensität. Vom religiösen Liberalismus bis hin zu Orthodoxie und gar Fanatismus.

Es betrifft die gesamte Kultur, ja es betrifft sogar das gesamte Denken des Einzelnen. So verlangen wir von der Überlieferung dass sie wahr zu sein hat. Und sonst soll sie sich gefälligst als Allegorie, als Mythos deklarieren! Doch führen wir uns da nicht selbst in die Irre, wenn wir nur noch zwischen "wahr" und "unwahr" unterscheiden?

Hinterfragen wir überhaupt noch die Kriterien die wir längst automatisiert haben?

Gewiss ist der Begriff "Wahrheit" ein für das menschliche Dasein essentieller Begriff.

Doch warum? Weil uns die Unwahrheit ebenso vertraut ist? Die Lüge, die Täuschung, die Ahnung? Ist es die Fantasie die uns in ihrer Abstraktion zur Realität Realiät erst bewusst werden lässt?

Unsere grösste menschliche Eigenschaft, die Vorstellungskraft, die uns ein Schnippchen schlägt?

Ein Paradox in der menschlichen Metaphysik!

Ob die Ringparabel also nun augedient hat oder nicht, hängt ganz von unserem Verständnis ab. Dieses jeweilige Verständnis ist geprägt von den eigenen Vorstellungen, Erfahrungen, von Bedürfnissen usw. Doch was da vom jeweils Einzelnen sich interkulturell, interreligiös auf das Kollektiv überträgt, ist nicht zu unterschätzen. Die Ringparabel ist meines Erachtens nicht einfach interkulturelles Eingeständnis à la "political correctness". Immerhin geht sie auf das 12. Jahrhundert zurück und ist somit längst Tradition. Doch das alleine legitimiert sie noch nicht. Sondern ihre inhaltliche Bedeutung. Eine Bedeutung welche über die allegorische Versinnbildlichung hinausgeht. Ein Zeugnis der religiösen, kulturellen Gleichwertigkeit . . .

Die Ringparabel - hat sie ausgedient?

"Nathan der Weise" heisst das Werk Lessing's in der die Ringparabel vorkommt. Die Ringparabel wurde von Lessing ausgeweitet, ergänzt und inhaltlich komplementiert. Bereits Boccacio nannte sie in seinem Werk "Decamerone und sie geht bis auf das 12. Jahrhundert zurück.

Die Ringparabel handelt von einem Vater und seinen drei Söhnen. Einem von ihnen möchte er einen Ring schenken, der symbolisieren soll, das der Träger des Ringes vom Vater bevorzugt geliebt worden sei.

In der Ahnung um einen Streit um den Ring und Kränkung deren beiden, die ihn nicht erhielten, lässt der Vater zwei Kopien anfertigen. Und überreicht jedem einen Ring im Glauben, den richtigen zu besitzen. Doch als der Vater stirbt, gehen die Söhne vor den Richter um zu klären, welcher nun der richtige Ring besässe.

Die Ringparabel soll die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen verdeutlichen. Eine literarische Allegorie.

Dazu gab es verschiedenste Interpretationen. Eine davon war dass diejenige Religion am gottesgefälligsten wäre zu der sich am meisten Menschen bekennen würde.

Eine andere : je mehr Menschen einer dieser drei Religionen angehörig sei, desto gottesgefälliger die Menschheit.

Bei eingehender Betrachtung fällt auf, dass sich beide Interpretationen in den sich streitenden Söhnen wiederfinden. Nichts weiter als Konkurrenz! Keinem dieser Söhne wäre in den Sinn gekommen, dass der Vater alle drei gleichwertig geliebt hätte. Mögen sie auch noch so unterschiedlich sein, in dieser Frage (gegenseitige Konkurrenz) erwiesen sie sich als gleich. Hatte der Vater gar eine Vorahnung? Wollte er dies damit verdeutlichen?

Erstaunlicherweise lässt sich diese Interpretation in einschlägiger Komentarliteratur über "Nathan der Weise" nicht finden.

Kommt dies daher weil wir im Vergleich der Religionen zu sehr an die "richtige" denken? Weil wir uns zu sehr an Wahrheitsansprüche orientieren, als uns um Verständnisse zu bemühen?

Es scheint offensichtlich der Fall zu sein . . .

Montag, 11. August 2008

Jeder gegen alle

Jeder Mensch besitzt seine Identifikation.

Diese Identifikation ist ambivalent, ist aber auch vielschichtig. So besitzt jeder Mensch eine Art "äussere Koordinaten", welche quasi Teil dieser Identifikation ist. Staatsangehörigkeit, Wohnort, Religionszugehörigkeit; Alter usw. Man ist Städter man wohnt in der Agglomeration oder auf dem Land; in etwa so lässt sich dies noch zusätzlich differenzieren. So auch in Religion gibt es einige dieser Abstufungen, dieser Differenzierungen.

Und auch in Tätigkeiten identifizieren wir uns. Etwa Beruf oder Freizeitgestaltung.
Des Weiteren - und daher ambivalent - kommen noch die geistigen Identifikationsmerkmale hinzu, welche mit anderen einhergehen können. Etwa in Mitgliedschaften. Dazu gehört politische Gesinnung, religiöse-konfessionelle Ausrichtung, kultureller Geschmack usw.

So könnten wir über jeden Menschen dieser Welt ein Profil erstellen. Das Individuum.

Nur fragt sich allmählich was alle diese Merkmale (im Weitesten Sinn) über einen Menschen aussagen.
In früheren Epochen, als der Feudalismus noch vorherrschendes Regierung -und Gesellschaftsmodell in Europa war, machte man es sich noch insofern einfach, weil man einen Menschen viel eher nach seinen äusseren, koordinativen Identifikationsmerkmalen beurteilte. Noch keine hundert Jahre ist es her, als man aufgrund der Physiognomie meinte, man könne aufgrund der Gesichtsphysionomie sagen, wie ein Mensch sei. Diese äusserst zweifelhafte und auch triviale Methode verlor dann zugunsten der späteren Individualpsychologie an Popularität.

In Zeiten des europäischen Feudalismus war es der Stand, der zur Beurteilung herbeigezogen wurde. Religions/Konfessionszugehörigkeit und Herkunft.
Doch die fortschreitende Aufklärung gegen ende des 18. Jahrhunderts machte immer bewusster, dass das Handeln eines Menschen sich nicht von den äusseren, koordinativen Merkmalen ablesen lässt.

Die Handlung selbst in Anbetracht der Situation bildete nun den Stab der Waage der Justizia.

Doch manchmal frage ich mich, ob wir nun nicht in eine Epoche hineingeraten in der diese zivilisatorische Errungenschaft über das Menschenverständnis aufgegeben wird.

Ist uns unsere Welt doch zu gross, als dass wir fähig wären, genügend differenzieren zu können? Fordert das alltägliche Leben in seiner Flut an Information und Eindrücke doch sehr schnell mal in Beschränkung welche in Trivialität und Banalität enden kann?
Ist das Recht auf Meinungsäusserung gleichbedeutend mit Richtigkeit des Inhalt's?

Wie immer man diese Fragen auch beantworten mag, entscheidend ist, ob man sie sich bewusst und aufrichtig stellt.
Wenn wir nun Menschen danach wieder vermehrt beurteilen woher sie stammen, wo sie zugehörig sind, dann besteht die Gefahr des zivilisatorischen Rückfalls.

Klar ist : das Umfeld, die Umgebung und Eindrücke eines Menschen sind massgeblich am Handeln eines Menschen beteiligt. Doch jede Handlung geschieht innerhalb einer Situation.
Es ist also der Wert der situativen Handlung, an welcher sich ein Mensch zu messen hat.


An dieses simple Credo, an diesen Grundsatz sollten wir wieder vermehrt besinnen, wenn wir Menschen beurteilen.